In der Zeit der großen Hitze zieht die Schnitterin mit ihrer Sichel übers Land und schneidet das Korn. Mitten in der Fülle des Lebens wird die dunkle Jahreszeit eingeläutet. Auch für uns eine Gelegenheit, in einem Ritual Altes abzuschneiden. Die Menschen früher konnten nicht schreiben und lesen, aber sie wussten, wie die Natur zu lesen ist. Die Pflanzen, die wir in unseren Kräuterbüschel binden, sind voller Symbolik und Heilkraft. Nehmt mit, was euch anspricht, vertraut auf eure Intuition, lest die Natur. Bei Ritualen ist es wichtig, dass wir sie machen und nicht der ganze Chichi drumherum.
Kräutermond, so wird dieser Vollmond im Jahreskreis auch genannt. Lammas, Schnitterfest oder Lughnasadh, so kannten dieses Fest schon unsere Ahnen. Die Sonnenkraft hat ihren Höhepunkt erreicht, die beste Zeit zum Kräuter sammeln und trocknen. Es gibt wohl kaum einen magischeren Zeitpunkt, als in einer Vollmondnacht dies zu tun. In einer Zeremonie danken wir mit kleinen Opfergaben und wer weiß, vielleicht flüstern uns die Kräuter einige ihrer Geheimnisse im Mondlicht zu.
An Lammas ist es an der Zeit, die Kräuterernte abzuschließen. Die Wärme und Kraft des vorangeschrittenen Sommers geben den Wirkstoffen der Kräuter die höchste lebensspendende und heilende Energie der Sonne. Die gesammelten Kräuter werden geweiht, auf dass sie in den nächsten Monaten ihre Wirkung behalten und schützend und unterstützend wirken. Auch für die katholischen Christen ist Maria Himmelfahrt (15. August) eng verbunden mit der Kräuterweihe. Zu den sieben "Hauptkräutern" eines Kräuterbüschel zählen Wermut, Kamille, Johanniskraut, Salbei, Königskerze, Spitzwegerich und Arnika.

Königskerze
Im Christentum wird ja Maria sehr verehrt. Oftmals wird sie mit einer Königskerze als Zepter in der Hand dargestellt. Mit dem Himmelsbrand, wie die Pflanze auch genannt wird, segnet Maria das Land. Eine Vermischung von christlichen und alpenschamanischen Brauch ist dann die Kräuterweihe bzw. das Binden des Kräuterbüschels zu Lammas/Maria Himmelfahrt. Die Königskerze bildet dabei das Zentrum. (da sieht man dann auch gleich den Zusammenhang, Zentrum - Herz - Sonne - Sternzeichen Löwe, alles ist halt mit allem verwoben). Die Anordnung der Kräuter zum Büschel folgt dabei einem Ritual, nach der Astrologischen Planetensignaturenlehre. Bei Gewitter hat man früher den Kräuterbuschen zum Schutz für Haus und Hof geräuchert.
Wildkräuter werden immer noch unterschätzt, dabei wachsen sie überall und schenken uns so viel. Wir können mit ihnen Salate, Suppen, Soßen, Pesto und Aufstriche machen. Sie ergänzen ganz wundervoll fast jedes Gericht. Kräuteröle, Kräutersalze oder auch Kräuterliköre, Sirup, Marmeladen usw. Als Teemischungen schmecken sie nicht nur, sondern sie entfalten ihre heilsame Wirkung ganz besonders. Salben, Wickel, Tinkturen.
Mädesüß
Mädesüß Räucherungen verwende ich zum Segnen, reinigen und klären. Es kann uns erden, öffnet aber auch die Türen in die Traumwelt. Gerade in den Wintermonaten bringt ihr lieblicher, zarter Duft, der nach Marzipan erinnert, Harmonie und Freude in die kalte Stube und wirkt reinigend bei negativen Energien. Mädesüß zählt zu den Rosengewächsen und ist eins der ältesten Heilpflanzen. Wir finden es auf feuchten Wiesen und an Bachläufen. Durch die Salicylsäure wirkt es wie Aspirin. Daher vorsicht, wenn man darauf allergisch ist. Alle anderen können sich an Sirup, Gelee, Tee, Tinktur oder auch Eis mit Mädesüß, erfreuen.
Dost / Wilder Majoran
Dost lieb ich ganz besonders, mit seinem wunderbaren Duft lockt er nicht nur Schmetterlinge an. Ein Kraut für Leib und Seele! Seine heilende Wirkung ist enorm, Dost hilft fast für alles und gilt daher auch als universelles Heilkraut. Antibakteriell, krampflösend, hustenstillend, appetitanregend. In der Antike wurde er oft auf Gräber gepflanzt, weil seine freudenspendende Wirkung selbst die Toten erreichen würde. Auch gilt der Dost als magische Schutzpflanze. Ich mag ihn ganz besonders in einer selbstgemachten Kräuterbutter oder im Wildkräutersalz.
Acker - Kratzdistel
Wildkräuter sind reich an Vitaminen, Spurenelementen und Nährstoffen. Sammelt nur die Kräuter, die ihr sicher kennt. Es gibt da auch gute Bücher und Apps zum bestimmen. Bei Zweifel Finger weg! Ernte nur so viel, wie du auch wirklich brauchst und lass noch genügend stehen.
Berufskraut
Schafgarbe
Schon in der Antike wurde die Schafgarbe verwendet. So wussten die Menschen bereits damals um die blutstillende Wirkung dieses Krauts. Gerade bei Verletzungen ist es daher sehr hilfreich und unterstützt auch die Heilung. Die feinen Blätter haben einen sehr würzigen Geschmack. Wir haben sie in unsere Kräuterbutter mit rein. Doch Vorsicht vor Verwechslung, nehmt und esst sie nur, wenn ihr euch wirklich auskennt. Die filigranen Blätter werden auch die Augenbraue der Venus genannt, doch nicht deshalb wird sie der Venus zugeordnet. Die Schafgarbe ist gerade für uns Frauen ein sehr wichtiges Heilkraut und hilft bei fast allen Frauenleiden.
Giersch
Breitwegerich
Der Breitwegerich wird auch der König der Wege genannt. Er wächst dort, wo der Mensch seine Wege geht. Durch seine "Reiselust" wird er dem Merkur zugeordnet. Hast du eine Blase vom vielen laufen an deinen Füßen? Dann mach Breitwegerich Blätter drauf!
Brennnessel
Johanniskraut
Am 15. August beginnen die "Frauendreißiger". Kräuter, die in diesem Zeitraum gesammelt werden, gelten als besonders heilkräftig. Die Zeit des Frauendreißigers dauert 30 Tage, daher auch der Name. Beginnend zu Maria Himmelfahrt, am 15. August. Dieser Tag ist in Bayern noch heute ein Feiertag. Bis zum 15. September, dem Gedenktag Marias Schmerzen. Noch heute werden am 15. August in bayerischen Kirchen Kräuterbüschel geweiht.
In
manchen Kirchen finden wir noch die Schnitterin mit der heiligen Sichel
in der Hand. Dort wird sie freilich Notburga genannt und ist eine der
heiligen Nothelferinnen. Notburga, die Schnittergöttin, mit der
Mondsichel beschneidt sie die Sonnenkraft für dieses Jahr. Sie schreitet
über die Felder und beendet, was fertig gereift ist. Wie die alte
Göttin können auch wir nun unsere Lebensfelder bestreiten und uns von
alten Zöpfen und Mustern befreien.
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Bildquelle: privat (Co) Karin Mayer
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