An einem warmen, sonnigen Tag im Hochsommer hatten wir Lust auf Wasser und Natur. Also nix wie raus aus der Stadt und hin zum Starnberger See. Der Plan war, auf Sisi´s Spuren zu wandeln und so zur Roseninsel zu gelangen. So fuhren wir mit S-Bahn nach Possenhofen, wo wir schon am Bahnhof von Sisi empfangen wurden. Hier verbrachte Kaiserin Elisabeth von Österreich ihre Kindheit und Jugend. Auch später kam sie immer wieder gerne in ihre alte Heimat zurück. Ein Hauch von Sisi umschwebt noch heute das kleine, malerische Dorf.
Wir sahen uns ein wenig um und wollten dann den Weg über die Wolfsschlucht nach Feldafing nehmen. Das stellte sich als schwerer als gedacht heraus. Schilder gabs keine, die Auskunft von einem Radfahrer war wenig hilfreich. Es gibt anscheinend mehrere Wege, doch den richtigen fanden wir nicht.So gingen wir erst den einen, drehten dann um und versuchten unser Glück einfach ohne Weg durch den Wald. Ein Stein lag da plötzlich vor uns auf einem Baumstumpf. "Rauf" war die Botschaft. Okay, wir haben ja gelernt, auf die Zeichen zu achten. Der Waldhang war steil, aber irgendwie schafften wir es Rauf. Oben angekommen mussten wir breit grinsen. Steinkult gibts wohl seit es Menschen gibt, der hier war aber schon wirklich was ganz besonderes.
Die Wolfsschlucht fanden wir dann doch nicht, dafür fanden uns unzählige Mücken. Wir ließen den Wald hinter uns und gingen am Ufer des Starnberger See´s zur Roseninsel. Der See selbst ist natürlich tief verbunden mit König Ludwig, dessen Leben hier sein Ende fand. Sisi und und Ludwig, die zwei waren Cousin und Cousine und auch so zwei verwandte Seelen. Damals hieß der See allerdings noch Würmsee, nach der Würm benannt, die ein Abfluss vom See ist. Erst 1962 wurde er zum Starnberger See. Auch die Insel hatte früher einen anderen Namen, Wörth wurde sie genannt, was sich aus dem keltischen für Insel ableitet.
Mit einer Zille, so werden die flachen Holzschiffe hier genannt, gleiten wir hinüber auf die Insel. Für romantische Herzen schwingt schon im Namen der Insel Magie. In einem Reiseführer wird sie als Insel der Glückseligkeit beschrieben. Daran musste ich denken, als uns der Fährmann glücklich strahlend von seiner Insel und seinem Job, den er seit Jahren macht, erzählt. Ja, die Insel macht wohl wirklich glücklich. Natürlich hat man so ein himmlisches Platzerl nicht für sich allein. Doch es war weit entfernt von überlaufen und irgendwie spüren wohl alle hier, dies ist ein heiliger Ort. Wie es sich für so einen Ort gehört, werden die Stimmen gedämpft und man wandelt fast traumwandlerisch umher.
Im Zentrum der Insel befindet sich die weiß-blaue Säule, die von hunderten verschiedenen Rosensorten umgeben ist. Oben auf der Säule findet sich ein Mädchen mit Papagei. König Friedrich Wilhelm IV von Preußen hat sie einst König Max anlässlich der Fertigstellung des Rosengartens geschenkt. Zwei weitere baugleiche Glassäulen stehen noch heute im Marlygarten des Potsdamer Parks Sanssouci, und auf der Zarin Insel in der Nähe von St. Petersburg.
Die meisten Besucher kommen wohl hierher um in die Welt des Märchenkönigs einzutauchen. Mich hat aber auch das interessiert was um die Insel im seichten Wasser schlummert. Bereits vor 6000 Jahren siedelten hier Menschen. Darauf deuten Keramikscherben, die man hier fand. Auf den Bildern ist es schwer zu erkennen, aber hier in Ufernähe befinden sich uralte Pfahlbauten im Wasser. Darum ist das Schwimmen hier auch verboten. Im Mittelalter diente die Insel dann als christliche Kultstätte. Wir wissen ja, die Christen haben damals gern ihre Kirchen auf alte keltische Kultstätten erbaut. Wir haben uns dann von unserem glücklichen Fährmann wieder hinüber bringen lassen. Dort konnten wir uns dann auch endlich im herrlich erfrischenden See abkühlen. Noch lange blieben wir hier und stellten uns vor, wie Sisi und Ludwig hier vorbei kamen oder in der Jungsteinzeit die Menschen die Insel nutzen. Ein mystischer Zauber umschwebt diese Gegend....
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