Donnerstag, 21. April 2022

Der Höglwörther See bei Anger

 
 
 
In meiner Jugend gab es fast nichts Schöneres, als nach einer langen und wilden Nacht, die wir feiernd auf dem Högl verbrachten, zum Sonnenaufgang in den nahen See zu springen. Der Högl ist ein kleiner Berg im Rupertiwinkel, auf dem es seit  den 80er Jahren immer wieder Konzerte im legendären Baamhakke gab.  Unweit des Högls liegt der idyllische Höglwörther See mit seiner romantischen  und zuweilen mystischen Atmosphäre. 
 

Für mich einer der schönsten Fleckerln im Alpenvorland,  umrahmt von sanften Hügeln und saftigen Wiesen liegt der Höglwörther See mit seiner mittlerweile verlandeten Insel. Dort befindet sich auch die  ehemalige  Abtei. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts wurde das  im Spät-Rokoko und Romanik erbaute Kloster    zum ersten Mal urkundlich erwähnt. 
 

Auf den Spuren unserer Ahnen führt der Weg über eine kleine Brücke, vorbei an Schilf und Seerosen,  in einen wundervollen Hain mit betagten, alten Bäumen. Ein sanfter Windstoß gleitet über das Schilfgras, es  klingt wie leises Flüstern. Rufen uns etwa unsere Vorfahren? Meine Tochter betreibt  Ahnenforschung, daher wissen wir, dass hier im nahen Anger, unsere Wurzeln sind oder wie es früher hieß, Stoißberg.


An der Ostseite gab es ab dem 17. Jahrhundert  eine Mühle, die durch den Schornbach angetrieben wurde. Seit den 1960er Jahren gibt es diese Mühle nicht mehr, doch sie bleibt auch so noch in Erinnerung. 


Zahlreiche Sagen und Gschichten sind eng mit dieser Gegend verbunden. So erzählte man sich "Vom Elfenstein und den Seerosen im Höglwörther See".  In der Geistermühle am See soll vor vielen Jahren ein alter Müller gelebt haben. Eine seiner Töchter  wollte am Elfenstein eine Seerose pflücken und ertrank dabei. Der Alte Müller fuhr oftmals mit seinem Kahn auf den See um zur Erinnerung an seine Hildeburg, eine Seerose zu holen. 
 

Als der alte Mann starb, wollte eine seiner Enkelinnen es ihm gleich tun und dem Großvater zum Gedenken eine Seerose ans Grab bringen. So könne er sie  seiner geliebten Tochter  ins Paradies mitbringen. Heimlich fuhr sie nachts zum Elfenstein. Am anderen Morgen fand man nur ein leeres Boot. Das Kind war ertrunken und trieb im Wasser, in der Hand hielt es eine Seerose. Wenn man in einer Sommernacht am See spazieren geht, soll man über dem Wasser zwei Lichter tanzen sehen. 
 
 
 
Üppige  Wiesen voll mit Mädesüß. Es wurde schon in keltischen Zeiten als fiebersenkendes, schmerzstillendes, antirheumatisches und stimmungsaufhellendes Heilkraut verwendet. Es enthält schmerzstillende Substanzen, die ähnlich wie Acetylsalicylsäure wirken. Woher der Name genau kommt, weiß man nicht. Vielleicht weil damit der Met gesüßt wurde, oder auch, weil die Mädchen wieder lieb und süß wurden, wenn sie eine Heiltinktur bei Frauenleiden zu sich nahmen? Oder aber, weil es so lieblich duftet? Vielleicht ein bisserl von allem. 
 

Wir finden hier am Wegesrand allerlei Pflanzen und Heilkräuter, so ist auch das Lungenkraut mit seinen rosa und violetten Blüten hier heimisch. Es ist eins unserer stärksten und ältesten Heilpflanzen und wie der Name schon sagt, ganz besonders für die Lungen. Astrologisch wird es Jupiter zugeordnet.


Die nahen Berge umrahmen den See, Zwiesel und Hochstaufen sowie der mächtige Untersberg blicken zu uns rüber. Es ist nur ein Katzensprung nach Anger, welches von König Ludwig I. einst als schönstes Dorf Bayerns benannt wurde. Wir stellen uns vor, wie hier unsere Ururgroßmutter als Kind über die Wiesen gelaufen ist und ein Gänseblümchen pflückte.

 
Führ den Weg um den See braucht man ca. eine halbe Stunde, je nach Jahreszeit. Denn auch im Winter, grad zur Vorweihnachtszeit, ist es hier traumhaft schön, mit Kerzenbeleuchtung am Wegesrand. Der Höglwörther See ist relativ klein, an seiner tiefsten Stelle nur ca. 8 - 10 Meter. Entstanden ist er nach dem Abschmelzen des Saalachgletschers vor ca. 10000 Jahren. Dadurch, dass er nicht tief ist, kann man auch viele Fische beobachten, z.B. Waller, Zander, Schleien, Hechte und Aale.

 
Nach einer Runde um den See kann man sich im Biergarten beim Klosterwirt gemütlich niederlassen und noch eine wenig hier verweilen. Irgendwie mag man halt nicht weg, von diesem zauberhaften Ort und man hat einen zauberhaften Blick auf den See. 


Auf der kleinen Halbinsel  befindet sich die Stiftskirche, die mittlerweile zur Pfarrei Anger gehört. Vor allem für Hochzeiten wird das ehemalige Kloster sehr gerne genutzt. Aber auch sonst gibt es vielerlei kulturelle Veranstaltungen dort. Ein Besuch an diesem romantischen aber auch mystischen Alpensee kann ich wärmstens empfehlen. Apropos, wärmstens, das Wasser lädt von Mai bis spät in den September hinein zum Baden ein.




 

 

 

 

 

Alle Texte (co) Karin Mayer - sofern es nicht anders gekennzeichnet ist.  Wenn die Quellenangabe dabei steht, dürfen auch Auszüge aus dem Text geteilt und weiterempfohlen werden. Doch bitte immer mit Quelle und Link; 
Herzlichen Dank! 
Bildquelle: (co) Karin Mayer 
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2 Kommentare:

  1. Liebe Fee,
    schöner Text, schöne Gegend und schöner Moment zum Lesen.
    Ja Kraftorte, Heilkräuter, Steine / Feensteine und Herzschmerz. Die Geschichte mit der Seerose erinnert mich ein bissel an die Lilienmaid von Astolat welche auch ins Wasser ging. Weil ihr Liebster sich umentschieden hatte.

    Solche Texte sind auch wieder schön zu lesen.
    Sehr schön wenn das Töchterlein sich auch für die Ahnenforschung interessiert. Voll krass sagt doch die Jugend...
    Danke dir sehr, ganz liebe Grüße

    Anne

    PS viel Kraft und tausend Dank, schöne Grüße auch an Töchterlein��

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    Antworten
    1. Dankeschön,liebe Anne, sie bedankt sich und grüßt zurück :-)
      Mit der Mondknotenachse Krebs/Steinbock ist ihr das Thema wohl in die Wiege gelegt. Sie ist da ganz in ihrem Element.
      Hab es fein und alles Liebe
      Karin

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